Die Geschichte der Feuerwehr Nieder-Olm

Die Entstehung der Feuerwehr

Die erste Feuerwehr in Deutschland wurde zwischen 1840 und 1850 gegründet.Unter Feuerwehr versteht man seitdem eine Organisation-, Ausrüstungs-, Ausbildungs- und Führungssystem, das durch das Zusammenwirken aller Komponenten zum sofortigen Einsatz befähigt.
In unserem Raum prägte der Schornsteinfegermeister Carl Weiser das Feuerwehrwesen, 1848 gründete er die Mainzer Feuerwehr nach französischem Vorbild. Frankreich besaß die am besten organisierte Feuerwehr in Europa. Unter Napoleon I. war die Feuerwehr in Paris eine Formation des aktiven Heeres und die Feuerwehr auf dem Lande ein Teil der Nationalgarde geworden.

Bis 1870 hatte sich der Gedanke der Freiwilligen Feuerwehr durchgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es über 1300 Freiwillige Feuerwehren im deutschsprachigen Raum.
Am 25. Oktober 1886 wurde die Freiwillige Feuerwehr in Nieder-Olm gegründet und Adam Faust wurde zum Kommandanten ernannt.
1905 stellte Otto Kabey, der von 1906 bis 1922 die Funktion des Kommandanten innehatte, eine Sanitätskolonne aus dreizehn Feuerwehrangehörigen auf. So wurde der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr gelegt.

 

Durch die fortschreitende technische Entwicklung verbesserte sich auch die Feuerwehrausrüstung.
Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gelangte ein neues Gerät in die Wehren, das die Handdruckspritzen ablösen und den Feuerwehreinsatz stark verändern sollte, unsere heutige Feuerlöschkreiselpumpe.


Feuerwehr im 2. Weltkrieg
Mit der Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 wurde auch die traditionelle demokratische Selbstverwaltung der Freiwilligen Feuerwehr erheblich beeinträchtigt. Den Kommandanten wurde vielerorts empfohlen, in die NSDAP einzutreten. Häufig ersetzten zuverlässige Parteigenossen die bisherigen Kommandanten oder gelangten zumindestens in das Kommando.

In Nieder-Olm wurden dem Kommandanten Michael Barber mehrere Mitglieder des SA-Sturmes zur Seite gestellt, um ihn kontrollieren zu können. 1939 wurde die Feuerwehr durch das Reichsfeuerwehrgesetz in die Polizei als technische Hilfspolizeitruppe übernommen. Die Berufsfeuerwehren wurden als Feuerschutzpolizei die vierte Sparte der Schutzpolizei. Neben der Einschränkung in der Selbstverwaltung brachte die Zentralisierung aber auch eine positive Entwicklung. Durch die Vereinheitlichung der Organisation, Ausrüstung und Ausbildung konnte eine Steigerung des Einsatzwertes erzielt werden. Außerdem trat am 1. Januar 1939 die, im Wesentlichen noch heute in der Feuerwehrdienstvorschrift 3 erkennbare, Polizeivorschrift PDv 23 in Kraft. Sie legte die Dreiteilung im Löschangriff mit den sich ergänzenden Aufgaben des Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupp fest.

1936 feiert die Freiwillige Feuerwehr Nieder- Olm ihr 50-jährigem Bestehen in Verbindung mit dem 28. Hessischen Landesfeuerwehrtag.

Ab Sommer 1941 stellte die Feuerwehr nachts in der Bürgermeisterei Wachen, die auf Anruf des Warnamtes Fliegeralarm gaben.

Nach den alliierten Bombenangriffen auf Mainz im August 1942 bildete die Nieder-Olmer Wehr, zusammen mit anderen Feuerwehren aus dem Kreis, die Feuerlöschbereitschaft 11. Diese Einheit führte Lösch-, Rettungs- und Bergungsarbeiten in den Städten des Rhein-Main-Gebietes durch, die den Angriffen der englischen und amerikanischen Bomberflotten besonders stark ausgesetzt waren. Den letzten auswärtigen Einsatz während des Krieges fuhr die Wehr nach dem schweren Angriff auf Mainz am 27. Februar 1945.

Nachdem am 21. März 1945 amerikanische Truppen Nieder-Olm besetzt hatten, verboten sie die Feuerwehr als paramilitärischen Verband und beschlagnahmten das Löschgruppenfahrzeug.


Feuerwehr im Wiederaufbau
Nach der Kapitulation erlaubte die französische Besatzungsmacht eine zahlenmäßig begrenzte Freiwillige Feuerwehr. Es gab keine Uniform, nur weiße Armbinden mit der Aufschrift Feuerwehr, Pomier oder Fireman. Auch die Geräte waren von dem Kriegseinsatz verschlissen.

In der entbehrungsreichen Nachkriegszeit konnte die Freiwillige Feuerwehr nicht immer die notwendige Unterstützung erhalten. Ausrüstung und Einsatzwert waren daher stark beeinträchtigt. Mit ungewöhnlichen Mitteln wurden Geräte beschafft. Bürgermeister Jakob Sieben tauschte zum Beispiel Wein gegen ein Tragkraftspritzenanhänger einer Kieler Werksfeuerwehr. Schroddeln war in jener Zeit der Fachausdruck für diese Art von Geschäftsabwicklung.

In unserm Raum setze sich die Motorisierung der Feuerwehr voll durch, als die Industrie preiswerte und praxisgerechte Tragkraftspritzenfahrzeuge und Tanklöschfahrzeuge mit Staffelbesatzung anbot.

Zum Fest der 75-Jahrfeier im Jahr 1961 war die Freiwillige Feuerwehr Nieder-Olm voll motorisiert. In diesem Jahr wurden ein Tanklöschfahrzeug angeschafft, das liebevoll Dickerchen getauft wurde.

Seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Olm standen die Löschgeräte in dem Spritzenhaus und in einem Schuppen im Hof der abgerissenen alten Volksschule.
Am 18. Oktober 1964 wurde das Feuerwehrhaus "Am Engelborn" eingeweiht. An diesem Tag wurde auch der Bürgermeister Georg Taulke und der damalige Wehrleiter Johann Plattner für die besonderen Verdienste um das Feuerwesen in Rheinland-Pfalz mit dem silbernen Feuerwehr-Ehrenzeichen ausgezeichnet.

Bis zu Inbetriebnahme der Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes in der Wilhelm-Leuschner-Straße im Jahr 1972,  war der  DRK Ortsverband Nieder-Olm in einem separaten Teil des Feuerwehrhauses beherbergt.


Feuerwehr bis heute
Die 70er Jahre brachten nicht nur eine Erweiterung des Aufgabenbereichs der Feuerwehr, sondern auch eine Gebiets- und Verwaltungsreform. Als neue Verwaltungseinheit wurde die Verbandsgemeinde geschaffen, die seitdem als Aufgabenträger für den Brandschutz und die Allgemeine Hilfe zuständig und verantwortlich ist.

Die einzelnen Freiwilligen Feuerwehren einer Verbandsgemeine bilden örtliche Feuerwehreinheiten mit jeweils einem eigenen Wehrführer an der Spitze. Als gemeindliche Einrichtung zusammengefasst unterstehen sie dem Bürgermeister und dem Wehrleiter.

Das Brand- und Katastrophenschutzgesetz aus dem Jahr 1982 bestätigt diese Organisatorischen Maßnahmen.

Am 6. Dezember 1974 wurde die Jugendfeuerwehr Nieder-Olm, als eine der drei ersten Jugendfeuerwehren im Landkreis Mainz-Bingen, gegründet. Der erste Jugendfeuerwehrwart war Ferdi Zipp. Bereits an der Generalversammlung 1976 konnten die ersten acht Feuerwehrmannanwärter aus der Jugendfeuerwehr in die aktive Ausbildung übernommen werden. Die Jugendfeuerwehr soll seitdem den Nachwuchs der aktiven Wehr sicherstellen.

Nachdem 1975 Johann Plattner zum ersten Wehrleiter der Verbandsgemeinde ernannt worden war, übernahm Hermann Beißmann die Funktion des Wehrführers in der Nieder-Olmer Wehr.

Wehrleiter Plattner prägte mit seinem Wirken das Arbeiten und die Ausstattung der Feuerwehren. Er richtete das Feuerlöschwesen in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm an einem optimalen Minimum aus. So wurde ein optimaler Schutz der Bürger bei einem gleichzeitig wirtschaftlich vertretbaren Aufwand gewährleistet.

Seit den 60er Jahren wurden immmer mehr Kunststoffe als Bau- und Werkstoffe eingesetzt, so dass im Fall eines Brandes fast immer mit Atemgiften zu rechnen ist. Deswegen wurden 1961 mit dem Tanklöschfahrzeug erstmalig drei umluftunabhängige Atemschutzgeräte angeschafft. Auch bei der Schutzkleidung erfolgte eine stufenweise Verbesserung.

1985 wurde der erste Umbau am Feuerwehrgerätehaus nötig, da die Stellplätze für das neu erworbene Tanklöschfahrzeug zu niedrig waren.

1991 musste die Atemschutzwerkstatt modernisiert werden.

1993 wurde der Föderverein der Freiwilligen Feuerwehr gegründet. Er unterstützt die Feuerwehr bei der Beschaffung verschiedener Ausrüstungsgestände, die über die Standardausrüstung, die von der VG bereitgestellt werden, hinausgehen.

1996 waren wiederum Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen am Feuerwehrgerätehaus erforderlich geworden. Durch die Aufstockung des Anbaues konnten die notwendigen neuen Räume geschaffen werden, insbesondere ein großer Unterrichts- und Mannschaftsraum. Der gesamte Innenausbau und die Dachdeckerarbeiten wurden von Feuerwehr angehörigen übernommen.

Die Drehleiter (DLK23/12) wurde 2011 bei der Feier zum 125 jährigen bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Olm durch einen Teleskopgelenkmast (TGM 23/12) mit Korb ersetzt.


Der nächste Umbau stand 2013 an, da die Atemschutzgerätewerkstatt einen neuen Platz benötigte. Im Innenhof wurden vier Räume angebaut.

Nun kann die Feuerwehr die vorgeschriebe "Schwarz-Weiß-Trennung" einhalten, das heißt kontaminierte Geräte kommen nach dem Einsatz  in den sogenannten schwarzen Bereich. Sie werden gereinigt, desinfiziert und geprüft. Danach kommen sie wieder in den weißen Bereich und sind somit einsatzbereit. Auch der Unterrichtsraum im Erdgeschoss wurde während des Baus erneuert und zur neuen Umkleide umfunktioniert.


Feuerwehr in der Zukunft
Der analoge Funk ermöglicht seit 1979 eine erhebliche Verkürzung der Alarmierung. In naher Zukunft wird der analoge Sprech- und Datenfunk in ein digitales System überführt. Im Moment läuft der erweiterte Probebetrieb. Das bedeutet, dass wir im Moment schon digital funken aber die analogen Geräte sich weiterhin auf den Autos befinden, falls es zu Problemen kommen sollte. Auch in der Leitstelle soll es zu Änderungen kommen. Die Rettungsleitstelle soll mit der Feuerwehrleitstelle zu einer Integrierten Leitstelle vereinigt werden.